Leserbrief zu Spinnkock

Leserbrief

Es ist ehrenwert, dass CDU-Ratsmitglied Bruno Hünteler Bürgermeister Kuß zur Seite springt und versucht, zu verteidigen oder erklären, warum sich dieser zur Kündigung von 400 Steinfurter Arbeitnehmern in Schweigen hüllen darf. Er verweist auf formale Zuständigkeiten innerhalb der Stadtverwaltung, bezeichnet die Berichterstattung in der Lokalpresse als “kurios” und “unfair”.

In der Sache liegt er – meines Erachtens – damit völlig neben der Spur. Der drohende Konkurs eines so wichtigen Unternehmens muss innerhalb der Stadtverwaltung zur Chefsache erklärt werden; ein Bürgermeister hat mit aller Kraft und zur Not Tag und Nacht dafür zu arbeiten, dass eine solche Tragödie für die betroffenen Familien und die Stadt abgewendet wird, er hat Gespräche zu führen, hat zu vermitteln und muss der Öffentlichkeit (und damit der Presse) gegenüber Auskunft geben und Stellung beziehen!

Stattdessen ist Bürgermeister Kuß tagelang für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, in seinem ‘Grußwort zum Weihnachtsfest’ verliert er nur einen einzigen Satz zur Spinnkock-Insolvenz: Er empfindet “tiefe Betroffenheit” – und niemand würde ihm widersprechen. Dass solche Aussprüche immer dann fallen, wenn ohnehin alles zu spät ist, ist nur ein Gedanke, der mir dazu einfällt.

Ebenso umfangreich, bzw. sparsam, seine Ausführungen in der Haushaltsrede zu diesem Thema: “Der Erhalt von bestehenden Arbeitsplätzen sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze hat oberste Priorität” – und anschließend der Verweis auf die bis dato niedrige Arbeitslosenquote in Steinfurt. Prima, alles in Butter, weiter so? Wohl nicht.

Es ist das gute Recht und die Pflicht der Presse, vom gewählten Bürgermeister Einschätzungen und Strategien zu erfragen, ob und wie solche gravierenden Firmenpleiten noch verhindert werden können. Es ist Aufgabe der Presse, auch die Verweigerung von Auskünften öffentlich darzustellen. Nicht ‘unfair’, ‘ein Zeichen von Unkenntnis’ oder ‘kurios’ – richtig so!

Und auch in der Sache selbst scheinen die WN nicht ganz falsch zu liegen: Von persönlichen Vorbehalten des Sparkassenvorstands einzelnen Investoren gegenüber war immer wieder zu lesen und zu hören. Den vollmundigen Ankündigungen der Sparkasse, sich Unternehmen der Region ‘besonders verbunden und verpflichtet’ zu fühlen, sind für Spinnkock keine (hilfreichen) Taten gefolgt. Letztendlich muss auch festgestellt werden, dass durch die von CDU und SPD beschlossene Fusion der Sparkassen Steinfurt und Ibbenbüren die Einflussmöglichkeiten für die Stadt Steinfurt massiv reduziert wurden. Wohl auch zum Nachteil der Spinnkock-Beschäftigten.

Christian Franke
Anne-Frank-Ring 65
Ratsmitglied der Grün-Alternativen Liste (GAL) Steinfurt