Keine Bindung der Bauherren an Bauträger, Architekten und Banken


14.05.2005 Fraktionsbericht zur Sondersizung zum Thema Bauland

Die Rahmenbedingungen für Bauwillige sind in Steinfurt eigentlich klar – bislang jedenfalls. Keine zwei Jahre ist es her, da fasste die Politik einen Grundsatzbeschluss, der die Eckpunkte für die Vermarktung von Bauflächen unzweifelhaft regelt: für den Verkaufspreis gilt demnach eine Obergrenze von 97,50 € pro Quadtratmeter, auf die Bindung an einen Bauträger wird ebenso verzichtet wie auf einseitige Festlegung von Architekten, finanzierende Banken oder Makler. Alles Schnee von gestern? “Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit – so am Baumgarten in Burgsteinfurt – belegen, dass der Beschluss vom Sommer 2003 nicht mehr als Maßgabe für anstehende Entscheidungen taugt, die Grundstückspolitik in Steinfurt von der Ratsmehrheit aus CDU und SPD anders betrieben wird”, so Ratsfrau Lydia Zellerhoff zu Beginn einer Sondersitzung der GAL zu diesem Thema.

Neben den Fraktionsmitgliedern hatten sich auch weitere Interessierte im Rathaus eingefunden, um sich frühzeitig in die bevorstehende Diskussion einzubringen. “Gerade die Bauträgerbindung führt dazu, dass heimische Handwerksbetriebe echte Nachteile haben”, so eine betroffene Unternehmerin: “Wir kommen erst dann in die Neubaugebiete, wenn Reparaturen in den Gebäuden anfallen.” Ein in der Vermarktung von Grundstücken und Häusern versierter Teilnehmer betonte, dass der Verkauf gebrauchter Immobilien im Trend liege. “Gerade mit Blick auf die stagnierende Bevölkerungsentwicklung ist sowohl die Landesförderung nach dem Motto ‚Neubau vor Altbau’ zu kritisieren und die Ausweisung weiterer Neubaugebiete in Steinfurt kritisch zu betrachten”, so Ingeborg Rowedda.

Im Vergleich mit umliegenden Kommunen liegt Steinfurt beim Verkaufspreis von Grundstücken mit 97,50 € am unteren Limit. So würden in Horstmar rund 105 €, in Laer 115 €, in Altenberge 155 € und in Emsdetten gar 200 € verlangt. “Wir wollen an einer Deckelung des Verkaufspreises festhalten, um gerade jungen Menschen und Familien die Möglichkeit zu bieten, in Steinfurt ihr Eigenheim zu schaffen”, so die Anwesenden. Die GAL wird sich in der weiteren Diskussion dafür stark machen, dass auch weiterhin auf eine Bindung der Bauwilligen an Bauträger, Architekten und Banken verzichtet wird: “Diese Entscheidung muss ganz allein im Ermessen der Bauherren liegen”, so Gebhard Niehus.

Entscheidend für die Attraktivität Steinfurts sei es, nicht nur Neubaugebiete auszuweisen, sondern gerade auch die Standortfaktoren zu stärken: “Hierzu zählen neben den Kindergärten und Schulen auch die Innenstädte”, betonte Christian Franke. Hier müsse kräftig investiert und nicht nur verwaltet werden, so die GAL. Des weiteren müssten auch die aufgestellten Bebauungspläne mehr Möglichkeiten individueller Gestaltung zulassen. “Gerade für das Gelände Wattendorff am Borghorster Bahnhof müssen wir weg von der angedachten Reihenhausbebauung, um diese Brachfläche endlich bebauen zu können”, erklärte James Deery abschließend.