NRW-Armutsbericht: 43 Prozent aller Familien mit drei oder mehr Kindern armutsgefährdet! / GAL fordert die Teilnahme am Landesprogramm ‘Kein Kind ohne Mahlzeit’

03.09.2007 Bericht der Mitgliederversammlung

“Es darf nicht hingenommen werden, dass Kinder ohne warme Mahlzeit ihren Tag in der Schule oder in der Kindertagesstätte verbringen müssen.” Für die GAL Steinfurt stand während ihrer Mitgliederversammlung am Montagabend schnell fest: Hier besteht dringender Handlungsbedarf. “Das Landesprogramm ‘Kein Kind ohne Mahlzeit’ bietet die Chance, allen Kindern im Offenen Ganztagsunterricht an den Grundschulen oder der ‘Schule am Bagno’, ein warmes Mittagessen anzubieten”, erläuterte Ingeborg Rowedda. Der Beitrag der Eltern sinke durch eine Mitfinanzierung von Stadt und Land von derzeit rund 2,50 Euro auf zukünftig 1,00 Euro pro Tag. “Die Politik muss umgehend dafür sorgen, dass wir von der Landesförderung profitieren.” Gerade für Familien, die auf Hartz IV angewiesen sind, stellen die Kosten eine enorme Belastung dar: “50 Euro im Monat aufzubringen, übersteigt oft die Möglichkeiten der Betroffenen”, erläuterte Ute Nefigmann. Die Konsequenz: kalte Küche für die Kinder.

Allerdings, so die GAL, müssen nicht nur die Grundschulen in den Blick genommen werden: Kinder aus finanziell schlechter gestellten Familien stehen bereits in der Kindertagesstätte ohne warme Mahlzeit dar. Birgit Gedenk: “Im Moment wird nach Lösungen im Einzelfall gesucht: mal drückt der Träger beide Augen zu, mal hilft ein Förderverein aus oder Ehrenamtliche greifen den Familien unter die Arme.” Für die GAL steht fest, dass auch hier eine Lösung im Sinne der Kinder gefunden werden muss: “Wer will, dass Grundschüler mittags eine warme Mahlzeit erhalten, darf die Kindergartenkinder nicht vergessen”, so Gebhard Niehus. Kinder dürften keine Opfer von Armut sein. Dass diese immer mehr zunimmt, obwohl der Reichtum in der Gesellschaft insgesamt wächst, hatte Ingeborg Rowedda in ihrem Einstiegsreferat zum jüngsten NRW-Armutsbericht dargestellt. “Es ist dramatisch, dass über 43 Prozent aller Familien mit drei oder mehr Kindern armutsgefähr! det sind. Gleiches gilt für ein Viertel der unter 18jährigen und fast 38 Prozent der Alleinerziehenden.” Für Steinfurt präsentierte Rowedda ebenso erschreckende Zahlen: Fast 1.000 Kinder und Jugendliche sind auf Hartz IV angewiesen. “Die GAL wird sich auch in diesem Bereich zukünftig für die Betroffenen einsetzen”, so das Fazit der Mitgliederversammlung.

Einstimmig fassten die Anwesenden Beschlüsse zu aktuellen Diskussionen: Der Bau der Westtangente im Stadtteil Burgsteinfurt wird weiterhin abgelehnt. “Die Interessensgemeinschaft gegen die Trasse und die Landwirte können auf unsere uneingeschränkte Unterstützung setzen”, so Gerald Müller.

Überall funktionieren Garten- und Baumärkte, Bettenlager und Geschäfte für Getränke oder Tiernahrung ohne dass ein Lebensmittelgeschäft oder Discounter in der Nähe ist – nur in Steinfurt glaubt die Politik dem Märchen, dass wir erst unsere Nahversorgung in Burgsteinfurt völlig zerstören müssen, um dann ein weiteres Einkaufszentrum bei Petermann zu bekommen.” Der Kritik von Christian Franke folgte die GAL: eine Verlagerung des ‘penny-Marktes’ zu Petermann wird ebenso massiv abgelehnt wie der Umzug des ‘Aldi’ zum Baumgarten.

[Vortrag des Armutsberichts NRW]