Zur bevorstehenden Schließung der BWS


2004-09-24 Vorstandsbericht der GAL

“Die Auflösungswelle der Textilindustrie in Steinfurt macht betroffen.” Der Vorstand der GAL-Steinfurt beschäftigte sich aus aktuellem Anlass erneut mit diesem Thema: “Steinfurt hat auf diesen Industriezweig gebaut und viele Jahrzehnten haben Politik und Stadtverwaltung dieser Industrie die Möglichkeit gegeben, den Markt im Ort zu besetzen. Dadurch konnten die Unternehmer auf ein großes Kontingent von Facharbeitern und Angestellten aus Steinfurt und den umliegenden Gemeinden zurückgreifen, die sich mit niedrigeren Löhnen als in anderen Industriezweigen begnügten und für die Betriebe engagiert, teilweise über mehrere Generationen einer Familie, die Treue hielten”, so GAL-Sprecherin Ingeborg Rowedda.

Unternehmer haben in diesem Arrangement gute Gewinne erzielt. Es war ihnen vergönnt, denn sie trugen in der Vergangenheit die Verantwortung und das Risiko.

“Gegenwärtig jedoch”, so Rowedda weiter, “entsteht der Eindruck, dass die Unternehmen ihre ‚Schäfchen ins Trockne’ gebracht haben und die Arbeiter gemeinsam mit allen BürgerInnen der Stadt die ‚Suppe auslöffeln’ können.”

Bei der bevorstehenden Schließung der BWS werde dies besonders deutlich: Trotz hohem Engagement der Arbeiter durch dreijährigen Lohnverzicht, wird der Betrieb hier geschlossen und in Tschechien weiter ausgebaut. Da keine Insolvenz erfolgt, werden die Finanzen nicht transparent gemacht, auf einen Sozialplan als Anerkennung der Treue der Arbeitnehmer wird verzichtet, da – so die Behauptung der Unternehmensleitung – der Schuldenstand des Unternehmens dies nicht erlaubt. Wird das BWS-Gelände an die Investoren für ein Einkaufszentrum verkauft, fließt dieser Gewinn ebenfalls an den Arbeitnehmern vorbei. “Das Unrechtsempfinden der Steinfurter BürgerInnen, verbunden mit Wut und Ohnmacht ist mehr als berechtigt”, so der GAL Vorstand. Steinfurt wird mit diesem Strukturproblem von den Unternehmen allein gelassen.

Die GAL abschließend: “Jetzt nach vorne zu schauen und konzentriert nach neuen Unternehmen Ausschau zu halten, die qualifizierte Fachkräfte zu schätzen wissen, wird nicht einfach sein. Doch es ist wichtig, dass wir als Steinfurter BürgerInnen uns gemeinsam eine neue Zukunft schaffen.”