2004-11-09 Pressebericht
Für die einen ist er ein Segen, für die anderen ein Fluch. Der im März dieses Jahres in Betrieb genommene Haltepunkt der Deutschen Bahn im Grottenkamp ermöglicht vielen Steinfurtern eine attraktive Möglichkeit, für die Fahrt zum Arbeitsplatz in Münster vom Auto auf den Zug umzusteigen. Für die direkten Anwohner, deren Gärten unmittelbar an den Haltepunkt grenzen, sind die Nächte seit neun Monaten erheblich kürzer geworden: “Wir werden morgens um 5 Uhr vom ersten haltenden Zug geweckt und vor 23.15 Uhr ist an Nachtruhe nicht zu denken”, so die Anlieger während eines Gespräches mit Vertretern von Fraktion und Vorstand der Grün-Alternativen Liste (GAL). 42 Züge bremsen, warten und beschleunigen jeden Tag am Haltepunkt. 42 Mal Schall und Vibration “bis in unsere Schlafzimmer”, so die Anwohner, “hinzu kommt der massive Lichteinfall und die ungehinderte Sicht der Bahnkunden in die Räume unserer Häuser.”
Die Mitglieder der GAL konnten sich selbst einen Eindruck von den Beeinträchtigen machen: “Da der Haltepunkt auf einem Wall liegt, werden die Belastungen in diesen Häusern noch einmal zusätzlich verstärkt”, so Gebhard Niehus. Die Motoren-, Brems- und Beschleunigungsgeräusche können so ungebremst auf die Häuser schallen. Die GAL sieht auch in dem erstellten Lärmschutzgutachten erhebliche Fehleinschätzungen: “Die Vibrationen sind im Gebäudeinneren als dumpfes Dröhnen wahrzunehmen. Auch dieses wurde vom Gutachter nicht betrachtet”, bemängelt Ingeborg Rowedda.
Hinzu kommen die erheblichen Beeinträchtigungen durch Jugendliche, die den Haltepunkt als Treffpunkt entdeckt haben; weggeworfene Bier- und Spirituosenflaschen landen weiterhin ständig in den Gärten der Anlieger. Betroffen sind zirka 20 Familien am Fichtenweg, Iltishook und Marderbruch “und diese”, so James Deery von der GAL, “haben ein Recht darauf, vor unverhältnismäßigen Belastungen geschützt zu werden”. Daher werde man sich nun gemeinsam mit den Anliegern an Landrat Thomas Kubendorf und den Zweckverband Schienenverkehr wenden, um sich für Nachbesserungen stark zu machen. Technische Maßnahmen an den Zügen selbst oder aber die Errichtung einer an vielen Haltepunkten und Bahnhöfen vorhandenen Lärmschutzwand seien denkbar. “Die angepflanzte Hecke wird in den kommenden zehn bis 15 Jahren noch nicht die erhoffte Wirkung entfalten”, sind sich Anlieger und GAL einig. Man hoffe daher auf das Entgegenkommen der Verantwortlichen.