Schluss mit dem Bolzen


Donnerstag, 13. Dezember 2007 | Quelle: Münstersche Zeitung (Steinfurt)


Borghorst – Weil es einen Anwohner stört, wird jetzt aus dem bislang als Bolz- und Spielplatz genutzten Gelände am Kastanienweg ein reiner Spielplatz.

Gestern rückten Mitarbeiter des Bauhofes an und reduzierten den bislang sieben Meter hohen Zaun auf zwei Meter. Die morschen Tore waren schon im Sommer entfernt worden.

Für Reinhard Froning, selbst Anwohner am Kastanienweg, ein Unding und eine Enttäuschung zugleich. “Ich hatte zusammen mit fast allen Anwohnern gehofft, dass Bürgermeister Andreas Hoge eine andere Lösung findet. “Denn weil nur einem allein stehenden Anlieger dieser Platz ein Dorn im Auge ist, ist diese Maßnahme vielleicht rechtens, aber völlig überzogen. Ein tolles Weihnachtsgeschenk für die Kinder, die hier sehr gerne auch Fußball spielen – auch wenn die Tore schön länger abgebaut sind”, meint er nicht ohne Ironie.

Tiefbauamtsleiter Karl Brügge versteht die Aufregung überhaupt nicht. Der Beschwerdeführer sei im Recht, sagt er. Der Grund: Im Bebauungsplan sei nur ein Spielplatz und kein Bolzplatz ausgewiesen. Hinzu käme, dass der große Zaun reparaturbedürftig gewesen sei und nur mit großem Aufwand wieder ordnungsgemäß hätte hergestellt werden können.

“Das allein rechtfertigt die Entscheidung des Bürgermeister, den Vorschriften Rechnung zu tragen und den Spielplatz als solchen wieder herzustellen. Alles andere wäre ein Ding aus dem Tollhaus gewesen”, so Brügge. Daher wurde der Auftrag des Tiefbauamtes an den städtischen Bauhof vom Bürgermeister abgesegnet.

“Im übrigen”, so Karl Brügge, “war gegenüber dem Bürgermeister angekündigt worden, dass die Anwohner, die keine Einwände gegen dieses Spielgelände und die Nutzung als Bolzplatz haben, sich zu dem Sachverhalt äußern wollten.” Dass sei allerdings bis heute nicht geschehen. Karl Brügge: “Wir mussten auch handeln, da der defekte Zaun eine Gefahr darstellte, die beseitigt werden musste.” Und: “Ballspielen ist hier ja möglich, aber nicht mit aufgestellten Toren.” – dh

Das Gelände am Kastanienweg in Borghorst ist nicht länger Bolz-,
sondern nur noch Spielplatz. Ein Anwohner hatte sich über die
Fußball spielenden Kinder beschwert. MZ-Foto: Lehmkuhl



Spielen ja, aber nicht bolzen


Donnerstag, 11. Oktober 2007 | Quelle: Westfälische Nachrichten / Steinfurter Kreisblatt (Steinfurt)


– Borghorst. „27 Jahre konnten die Kinder hier ungestört Fußball spielen. Und jetzt das.“ Der Anwohner des Kastanienwegs ist sichtlich empört. Denn auch wenn auf dem weißen Schild am Gitterzaun noch „Bolzplatz“ steht – gebolzt werden darf dort nicht mehr. „Nur, weil ein Nachbar das nicht duldet“, bedauert der langjährige Kastanienweg-Bewohner. Tiefbauamtsleiter Karl Brügge muss den Sachverhalt bestätigen. „Das Fußballspielen war jahrelang dort nur geduldet. Im Bebauungsplan ist nur ein Spielplatz und kein Bolzplatz vorgesehen.“ Darum habe die Verwaltung nach dem jüngsten Einspruch keine andere Möglichkeit gehabt, als das Kicken dort zu untersagen.So friedlich, wie der aufgebrachte Anwohner die Nachbarschaft zum Bolzplatz schildert, war sie Darstellung des Tiefbauamtsleiters allerdings nicht. Er weiß von Verfahren vor dem Verwaltungsgericht in Münster zu berichten. Als es um Bälle ging, die immer mal wieder in Gärten landeten, gingen die Parteien einen Vergleich ein. Der sah den Bau eines 7,50 Meter hohen Zaunes vor. Wie teuer der war, kann der Tiefbauamtsleiter heute nicht mehr sagen. Fest steht, dass er jetzt überflüssig geworden ist und wahrscheinlich bald ganz oder zumindest teilweise abgebaut wird. „Stücke davon müssten eh repariert werden“, so der Amtsleiter.Die Fußballtore ließ die Verwaltung schon im Frühsommer entfernen. „Bei den turnusmäßigen Spielplatzbegehungen war festgestellt worden, dass die Holzbohlen unten angefault waren“, sagte Karl Brügge auf WN-Anfrage. Der Anwohner bezweifelt das. „Die waren doch noch völlig in Ordnung.“Auch wenn auf dem Bolzplatz, der rein rechtlich nur ein Spielplatz ist, nicht mehr gekickt werden darf – ein richtiger Spielplatz soll er erst einmal nicht werden. Darum darf dort zwar wohl mit dem Ball gespielt, aber nicht richtig gebolzt werden. „Die Mittel für neue Spielgeräte auf der Fläche sind nicht da“, bedauert Brügge. So bekommt das Grün in absehbarer Zeit nur den Rasenmäher zu Gesicht.Und den Bebauungsplan ändern, um den Bolzplatz legal zu machen? Der Tiefbauamtsleiter hat da keine großen Hoffnungen. „So nahe an der Wohnbebauung ist das sehr schwierig“, weiß er aus Erfahrung. Und auch wenn er durchaus Verständnis für die Anwohner hat, die sich durch Bolzplatzlärm gestört fühlen, sieht er für solche Flächen einen großen Bedarf in Steinfurt. Nicht nur die Kinder, sondern gerade auch die Jugendlichen könnten sich dort an frischer Luft bewegen und richtig austoben. „Wir haben leider viel zu wenig Möglichkeiten, solche Bolzplätze in der Stadt anzulegen.“



Wenns den Nachbarn stört


Donnerstag, 30. August 2007 | Quelle: Münstersche Zeitung (Steinfurt)


Borghorst – Weil es einen Anwohner stört, soll aus dem kombinierten Bolz- und Spielplatz am Kastanienweg ein reiner Spielplatz werden.

Annemarie Varbelow kann nicht nachvollziehen, dass sich Anwohner des Platzes am Kastanienweg beim Bürgermeister über “unerträglichen Lärm” beschwert haben sollen. “Bei aller Liebe, aber auf dem Gelände ist gar nichts los”, meint die Anliegerin. “Außer, dass da halt Kinder spielen”, was sie überhaupt nicht stört.

“Vor drei, vier Jahren, da hatten wir hier wilde Zeiten”, erinnert sich die Hausfrau noch genau. Bis zu drei Mal pro Woche musste damals die Polizei anrücken, um gegen die Saufgelage lauthals fluchender Jugendlicher vorzugehen. “Die haben da ja auch nicht in dem Sinne gespielt”, meint Varbelow.

Mittagsruhe eingehalten

Vor kurzem wurden die morschen Tore auf dem Bolzplatz durch die Stadt entfernt. Seitdem schießen die Jugendlichen auch schon mal auf den Zaun, das macht natürlich mehr Lärm. “Aber wenn ich auf die Mittagsruhe hinweise, wird das von den Jugendlichen grundsätzlich respektiert.”

Auch Annemarie Roters auf der anderen Seite des Bolzplatzes fühlt sich durch die spielenden Kinder nicht belästigt. Seit der Zaun zum Spielplatz vor einigen Jahren auch auf ihr Betreiben auf eine Höhe von sieben Metern aufgestockt wurde, fallen kaum noch Bälle in ihren Garten.

“Wenn dann doch mal ein Fußball bei uns landet, können die Kinder den ja auch gerne zurückholen. Nur wenn jemand absichtlich über den Zaun schießt, spreche ich schon mal ein Machtwort.”

Auch bei ihr ist die Erinnerung an die jugendlichen Randalierer noch nicht verblasst: “Da hatten wir öfter Bierflaschen oder Scherben im Garten liegen. Und die mussten wir dann wegräumen,” ärgert sich Roters immer noch.

Kein Bauland

Dass ein Nachbar grundsätzlich etwas gegen den Bolzplatz haben soll, kann sie nicht verstehen. “Wenn der Platz wegkommt, und stattdessen Häuser da hin, hätte ich damit aber auch kein Problem”, meint Roters.

Eine neue Nutzung des Geländes als Baugrundstück schließt Steinfurts Bürgermeister Andreas Hoge allerdings aus. “Planungsrechtlich war auf diesem Grundstück immer ein Spielplatz vorgesehen. Und den werden wir auch einrichten”, betonte der Bürgermeister. – eis

Noch stehen die Kinderschaukel und der Zaun des Bolzplatzes
friedlich nebeneinander. Letzterer muss bald weichen. Foto: eis