Bislang 13 Kältetote in Deutschland – Alle Opfer obdachlos!
GAL hat nachgefragt: “Werden Obdachlose in Steinfurt angemessen versorgt?”


25.01.2010 Eigener Bericht


Der Winter dieses Jahres ist einer der härtesten in der jüngsten Vergangenheit. Tagelang liegt Schnee in den Straßen, durch Schneeverwehungen bieten auch vermeintlich geschützte Ecken keine Rückzugsmöglichkeiten. “Wer bei dieser Witterung auf der Straße lebt, ist echter Gefahr ausgesetzt”, so Eva Jürriens, Mitglied der GAL im städtischen Sozialausschuss. “Bislang sind in Deutschland in diesem Winter bereits mehr als zehn Menschen erfroren, da ihnen vor Ort keine ausreichenden Möglichkeiten zum Schutz vor Kälte gewährt wurden”, berichtet sie über aktuelle Meldungen. Hiervon betroffen sind nach aktuellen Medienberichten insbesondere Menschen in “kleineren Gemeinden”. Die Stadt Düsseldorf hingegen richtete ein beheiztes Zelt mit Schlafplätzen ein, um für einen ausreichenden Schutz obdachloser BürgerInnen zu schaffen. Grund genug für die GAL, sich mittels einer Anfrage an die Stadtverwaltung nach der Situation so genannter Berber vor Ort zu erkundigen. [zur Anfrage vom 08.01.2010]

Johannes Schencking vom Steinfurter Ordnungsamt reagierte prompt – und konnte Entwarnung geben: In Steinfurt finden Obdachlose Unterschlupf in der städtischen Unterkunft an der Marienthalstraße im Stadtteil Borghorst. Bis zu 12 Menschen könnten hier kurzfristig Schutz vor Kälte oder Nässe finden. Erst kürzlich wurde die Heizung in dem Gebäude von Kohle auf Gas umgerüstet. Dass auch eine ausreichende Grundversorgung der Hilfebedürftigen sichergestellt sei, hatte Schencking sich vom städtischen Sozialamt versichern lassen: “Unsere Leute bieten den Betroffenen die Unterstützung durch die Tafel, die Kleiderkammer oder das ‚Offene Ohr’ an.” Insgesamt sei die Zahl Obdachloser in den letzten Jahren stark zurückgegangen: “In den 90er Jahren hatten wir in Steinfurt noch rund 130 Berber, heute sind es weniger als zehn.” Daher habe sich die Stadt auch entschieden, das ebenfalls zu diesem Zweck vorgehaltene Gebäude an der Leerer Straße im Stadtteil Burgsteinfurt aufzugeben”, so Schencking.

“Wir gehen davon aus, dass für Obdachlose in Steinfurt die erforderlichen Hilfen sichergestellt sind”, so die GAL nach dieser Auskunft der Verwaltung. “Alle Bürger sollten mit wachsamen Augen darauf achten, dass keinem Hilfsbedürftigen die erforderliche Unterstützung verwährt bleibt!”



Obdachlose müssen nach Borghorst


04.12.2009 Quelle: Westfälische-Nachrichten


Steinfurt – Für viele Menschen war es die letzte Anlaufstelle, um nicht unter einer zugigen Brücke oder auf einer feuchten Parkbank im Bagno die Nacht verbringen zu müssen. In der bislang nur Männern vorbehaltenen Obdachlosenunterkunft in der Leerer Straße 32 haben sie, die aus welchen Gründen auch immer buchstäblich auf der Straße standen, eine Zufluchtstätte gefunden. Dieses Quartier steht jetzt nicht mehr zur Verfügung. Die Stadt hat das Haus aufgegeben. “Die Immobilie ist abgängig”, erklärte Ordnungsamtsleiter Christoph Vahlhaus auf Nachfrage unserer Zeitung, dass die Stadt das Gebäude, das bis zum Umzug 1977 noch Sitz der Kreispolizeibehörde einschließlich der örtlichen Wache mit Arrestzellen in den Kellerräumen war, nicht halten will (oder kann). Eine Sanierung ist unumgänglich. Die Stadt will das an den Ortskern angrenzende zweieinhalbgeschossige Gebäude verkaufen. Die letzten Mieter sind bereits ausgezogen.

Und was passiert mit den Obdachlosen? Für sie ist Platz in einem städtischen (Scheiben-)-Haus an der Marienthalstraße 41-45 in Borghorst geschaffen worden. Vier Personen finden dort im Erdgeschoss, vier weitere im Obergeschoss in einfachsten Verhältnissen Platz. Ein Spind, ein Bett und Waschgelegenheit – mehr gibt es nicht. Lediglich eine neue Heizung musste eingebaut werden, um die Räumlichkeiten bewohnbar zu machen. Darüber hinaus stehen in dem Objekt noch vier Wohnungen zur Verfügung, die beispielsweise von Familien genutzt werden können, die von einer Zwangsräumung betroffen sind und vorübergehend ganz schnell ein Dach über den Kopf brauchen. Wer dort übernachten will, muss allerdings auch seinen Obolus leisten. “Dafür”, so Vahlhaus, “gibt es eine Gebührensatzung.”

Weil es keinen eigenen Hausmeister gibt (in Burgsteinfurt hatte das Ehepaar Wilhelm früher für die Ordnung gesorgt) sollen Außendienstmitarbeiter der Stadt darauf achten, dass in der Unterkunft alles mit rechten Dingen zugeht. “Ohnehin sind wir im Rathaus jetzt näher dran als in Burgsteinfurt”, fügt Vahlhaus an. Bleiben darf jeder, bis er wieder einen festen Wohnsitz hat. Brücken oder Parkbänke sollen auch weiter keine Alternative für ein Bett zum Schlafen sein.

VON DIRK DRUNKENMÖLLE, STEINFURT 04 · 12 · 09