Es herrscht „dicke Luft“ bei meiner Ankunft in der Aula der Regenbogenschule am Hangenkamp. Hier wird offenbar körperlich gearbeitet.
Ich bin mit Lea Arnds unterwegs, die mich immer wieder bei Terminen begleiten wird, um im Bild festzuhalten, was alles so geschieht.
Dann treffe ich die Tanzgarde der Prinzen-Schützengesellschaft – am Boden liegend, hoch konzentriert und in Verrenkungen, die meinen Körper vollkommen überfordern würden. Gut, dass Lea und ich erst jetzt mit der Kandidaten-Karre aufgeschlagen sind…
Zehn Minuten später hat sich die Gruppe auf meine Möglichkeiten eingestellt: wir treffen uns in großer Runde und tauschen uns aus. Offen und auf Augenhöhe.
Im Mittelpunkt stehen die Anliegen, Sorgen und Ideen der Jugendlichen. Ein Treffen, das ich als sehr besonders in Erinnerung halten werde.
Sie tanzen für ihr Leben gerne – als Garde und in Gemeinschaft: die Tanzgarde der Prinzen-Schützengesellschaft. Dabei ist es vermutlich hilfreich, fokussiert und konzentriert zu sein.
Konzentriert sind sie auch jetzt, schließlich geht es um ihre Anliegen und ihre Kritik. 30 Minuten hatten wir für den geplanten Austausch geplant. Es soll nicht langweilig und die Geduld der 11- bis fünfzehnjährigen nicht überstrapaziert werden.
Doch es kommt ganz anders: 75 Minuten sprechen sie über Dinge, die ihres Erachtens nicht gut gelöst sind – über Radwege zwischen Zuhause und Schule, die riskant und gefährlich sind, über Angsträume, denen sie sich stellen müssen, weil frühmorgens und abends die Beleuchtung an Wegen fehlt, über Verkehrsspiegel, die ihnen helfen würden, weiteren Verkehr rechtzeitig erkennen zu können und Zebrastreifen, die ihnen auf vielbefahrenen Straßen deren Querung erleichtern würden.
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Sie können nicht verstehen, warum Mitschülerinnen und Mitschüler aus Nachbarorten das Deutschlandticket nutzen können, um mit Bus oder Zug nach Rheine oder Münster zu fahren, sie selber aber 20,- € für Hin- und Rückweg aufbringen müssen.
Und sie wünschen sich, eine bessere Unterstützung bei der Berufsorientierung. „Es wäre toll, wenn es auch hier in Steinfurt eine Messe gäbe, auf der sich lokale Betriebe vorstellen und wir mit ihnen in Kontakt treten könnten.“
Was ihnen allerdings auch zu schaffen macht ist, dass sie sich nirgendwo wirklich willkommen fühlen: „Egal, wo wir uns treffen, von überall werden wir weggeschickt.“ In Parks, auf Bänken in der Innenstadt oder auf Spielplätzen – ständig hören wir ‚ihr habt hier nichts verloren‘, ‚verzieht euch woanders hin‘ oder ‚sucht euch einen anderen Platz‘.
Ich bin Bürgermeisterkandidat in Steinfurt, ich werde ihre Ideen nicht alleine umsetzen können. Die Tanzgarde der Prinzen kann jedoch sicher sein: keines ihrer Anliegen wird in Vergessenheit geraten. Jetzt geht es darum, Wege zu ebnen, um eine Realisierung vorzubereiten.