Kindertagespflege vor dem Aus? Das wäre dramatisch!

Es ist noch früh am Morgen, da klingelt einer an der Tür zur Kindertagespflege ‚Eulenkinder‘, der heute zu Besuch vorbeikommt. Mit Stoppersocken unterm Arm wird Christian Franke, Bürgermeisterkandidat, von Ute Vonnahme herzlich begrüßt. Jule, David, Kilian und andere Kinder sind schon da und nähern sich dem Gast vorsichtig. Schnell ist aber klar, dass Franke sich als Spielpartner eignet und so schaffen die Kinder Kartons und Kisten, Spielzeugautos und Bauklötze heran, um die gemeinsame Zeit miteinander zu nutzen.

Franke ist gekommen, um die Arbeit in der Kindertagespflege hautnah kennenzulernen. Das System, das Kindern bis zum Alter von drei Jahren eine sanfte Ablösung von den Eltern und ein Aufwachsen in familienähnlichen Strukturen ermöglicht. Bis zu fünf Kinder können Teil einer solchen Kindertagespflegegruppe sein. Mehr nicht – schließlich soll für die Kinder ein bestmöglicher Ort vorgehalten werden, sich auf neue Bezugspersonen einzulassen, hieran zu wachsen und neues Selbstvertrauen zu entwickeln.

So unbeschwert der Vormittag mit Kilian, David und Jule für Franke verläuft, so bewegend wird es am Nachmittag: Franke trifft sich mit Betreiberinnen von Kindertagespflegestellen, den Tagesmüttern. Mit Frauen, die ihre Felle schwimmen und ihre berufliche Existenz bedroht sehen. „Uns fehlen Kinder in der Tagespflege, um die bewährten und bestehenden Angebote auch zukünftig abzusichern“, so die allgemeine Einschätzung. Von den 14 bestehenden Angeboten im Stadtteil Borghorst seien viele in ihrer Existenz bedroht. Franke hat in Gesprächen erfahren, dass es im Stadtteil Burgsteinfurt ähnlich dramatisch sei.

„Wir bangen um unsere Jobs und um gute Betreuungsangebote für die besonders jungen Kinder“, so die Klage. Viel Geld ist investiert worden, um Räume für die Betreuung anzumieten oder gar neu zu schaffen. Zuletzt hat sich die Kindertagespflege immer als brauchbare Hilfe erlebt, nicht vorhandene KiTa-Plätze zu kompensieren und in vorhandenen Einrichtungen für Entlastung zu sorgen.

Heute ist die Situation eine andere: die Kindertagespflege ist in ihrer Existenz bedroht. „Ein radikaler Kurswechsel, der so nicht nachvollziehbar ist“, so Franke. Er spricht mit der Stadtverwaltung, mit KiTa-Leitungen in Steinfurt, mit Betreiberinnen der Kindertagespflege im Stadtteil Burgsteinfurt. Vieles bleibt noch offen: wie vermarktet sich die Kindertagespflege heute? Was geschieht mit Kindern, deren Einrichtungswünsche allesamt abgelehnt wurden? Wie gestaltet sich die Auswahl von U3- und Ü3-Plätzen? Welche Durchlässigkeit ist hierbei vorhanden? Und wie wird die bewährte – und lange Zeit gern genutzte – Arbeit der Kindertagespflegestellen auch zukünftig abgesichert?

Es ist noch vieles zu regeln für die Anbieterinnen der Kindertagespflege und für die jungen Kinder in Steinfurt. „In beider Sinne – transparent und nicht allein geleitet von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen“, ist Franke überzeugt.